„Mit mir stimmt etwas nicht”
Wenn du erst vor kurzem sensibilisiert wurdest, weil du Angst oder Panikgefühle erlebt hast, wirst du vermutlich die tiefe Überzeugung haben: „Mit mir stimmt etwas nicht.” Das scheint eine automatische Reaktion auf Angstgefühle zu sein, die sich nicht in kurzer Zeit auflösen lassen. Dieses Gefühl wird dann die Grundlage dafür, wie du mit fast jeder Situation von angespannter Selbstbeobachtung umgehst, die in deinem Leben auftaucht. Es ist diese Überzeugung, die jede Reaktion bestimmt, die du jetzt hast. Sie hält deine Angst wach, während du frustriert nach der Antwort suchst – vergleichst, überprüfst, testest, analysierst. Dadurch fühlst du dich elend und gefangen.
Zum Bespiel: Wenn ich ein neues Zucken* in meinem Bein spüren würde, OHNE, dass ich vor kurzem gegenüber Angst und Panik sensibilisiert worden wäre, würde ich mich für einen Moment fragen was das ist. Würde sich das Zucken wiederholen oder wiederkommen, wäre ich vielleicht mehr besorgt. Aber grundsätzlich würde ich es nicht für wichtig oder lebensbedrohlich halten und vermutlich damit aufhören mir darüber Sorgen zu machen.
Aber wenn ich vor kurzem sensibilisiert worden WÄRE, würde meine sofortige Bewertung des Zuckens ungefähr so aussehen: „ Ich bin gespannt ob das jetzt meine Angst auslöst weil doch irgendwas (unbekanntes das mir Angst macht) mit mir nicht stimmt.” Dieses Selbstgespräch ist fast unterbewusst, aber du kannst es beobachten als ersten Gedanken bei einer Selbstbeobachtung und als allerersten Gedanken, wenn du morgens aufwachst.
(*Du kannst jede Empfindung oder jede Situation einsetzen, die Stress bei dir auslöst. Du könntest sogar etwas völlig harmloses, wie einen Baum oder eine Person anschauen und dich mit diesem Test prüfen.)
Durch dieses Selbstgespräch versuche ich die Kontrolle zu gewinnen und sie auszutesten. Das geschieht so schnell und automatisch, dass wir es meist nicht bewusst wahrnehmen, nur die Angstreaktion kommt dann scheinbar aus heiterem Himmel. Ich möchte erleben, dass mein Test keine Reaktion bringt, aber rate mal was passiert. Wegen der tiefen Überzeugung, dass „etwas mit mir nicht stimmt,” das ich für LEBENSBEDROHLICH oder zumindest bedrohlich für meine Gesundheit halte – reagiert mein autonomes Nervensystem, das vom instinktiven Teil meines Gehirns kontrolliert wird. Es schickt eine Warnung – einen Schuss Adrenalin, um meinen Körper in Schwung zu bringen für das Wegrennen. Es möchte mich beschützen – mein Sehen wird verschwommen, mein Herz schlägt schneller, meine Muskeln verspannen sich, mein Magen und mein Verdauungstrakt sind gestört, mein Blutdruck steigt, mir ist schwindlig. Vielleicht sind sie unterschiedlich ausgeprägt oder es sind nur einige dieser Symptome vorhanden, aber ich fühle sie!
Nun vermute ich vielleicht, dass diese Reaktion „beweist,” dass etwas mit meinem geistigen Zustand nicht stimmt. Ich habe einen „Test” gemacht und der Test ist fehlgeschlagen, weil ich immer noch ängstlich reagiert habe…. und das gefällt mir nicht. Immer noch ist es da, in meinem Hinterkopf, dieses Problem – diese ungelöste Frage: „Was stimmt nicht mit mir?”
Aber diese Frage basiert auf einer falschen und irrationalen Annahme!
Wenn du dich selbst dabei erwischen kannst, wie du deinen „geistigen Gesundheitszustand” in Frage stellst, kannst du mit einem geeigneten vernünftigen Konter-oder Ersatzgedanken dagegenhalten. Du kannst denken, „Hey, Moment mal! Dieses Zucken ist nur ein ganz normales Zucken. Ich bin im Moment durch Stress sensibilisiert. Das ist ALLES was mit mir NICHT STIMMT!” Dann mach weiter (mit dem was Du gerade tust. Anm.d.Übers.). Lass es los. Hör auf darüber nachzudenken, warum du auf geringfügigen Stress reagierst. Du wirst das irgendwann lösen. Es ist nichts FALSCH mit dir. Es gibt nichts Gravierendes das mit dir nicht stimmen würde, außer dass du sensibel auf Stress reagierst. Kannst du das akzeptieren?
Wenn du üben kannst diese Stressüberreaktionen kommen UND GEHEN zu lassen und ihnen gelegentlich rationale Gedanken entgegenzusetzen, werden sie mit der Zeit abnehmen und du wirst dich wesentlich weniger ängstlich fühlen. Du wirst dann die „VERRÜCKT” Bombe entschärft haben, von der du dachtest, dass sie kurz vor dem Platzen war. Sie platzt nie, weil es wirklich keine Bombe gibt!
Die „Etwas stimmt nicht mit mir” Überzeugung ist sehr stark aber falsch. Wenn Du sie für wahr hältst, wirst du dich darin gefangen fühlen, denn sie beinhaltet einen Konflikt, der keine Richtung und keinen Ausweg hat. Es ist frustrierend…. aber wir machen das alle. Vielleicht findest du einen körperlichen Auslöser, der deine Angst hervorruft, dann kannst du vielleicht die „Warum habe ich Angst” Frage beantworten. Aber meist ist es unser momentaner, sensibilisierter Geisteszustand und sonst nichts.
So nun kannst du mit einem stressigen Ereignis umgehen, denn du weißt, dass du nicht verrückt wirst. Geht es dir damit besser?