Warum besteht Panik aus Angst

Du spürst eine seltsame Empfindung in deinem Körper, die meist durch Anspannung ausgelöst wird. Du bekommst Angst davor weil sie unerwartet aufgetreten ist. Anstatt dass du die Ursache für die Anspannung suchst, suchst du die Ursache für die Angst. „Warum habe ich diese Angst“?

Aber deine früheren Ängste hatten bekannte Gründe! Aus Erfahrung kennst du Angst als etwas, das einen Bezug zu deinen äußeren Umständen hat.

Wenn dir jemand Angst macht, fürchtest du vielleicht DIESE Person. Wenn du auf der Autobahn ein Warnschild siehst, wirst du dafür sorgen, dass du vorsichtig fährst. Aber was machst du bei einer noch nie gefühlten Empfindung wie einem rasenden Herz, schnellem Atmen, Muskelschmerz, Schwindel, verschwommenem Sehen, Kopfschmerzen, Übelkeit etc. – alles mögliche Symptome von zu viel Stress – wenn du da ein „unbekannte Ursache“ Schild draufklebst, dann hast du für dein Bewusstsein einen Konflikt geschaffen, wie es auf die Angst reagieren soll. Diese NEUE ANGST scheint keinen Grund zu haben, keine Ursache, keinen Sinn! Sie erscheint scheinbar aus dem Nichts! Wegen der unbekannten Natur dieser Angst analysierst du sie und deine Sorge wird größer! Du beginnst vielleicht dein neues unbekanntes Angstgefühl auf dein künftiges Wohlbefinden auszudehnen mit „Was wenn“ Fragen – also mit hypothetischen Situationen, um herauszufinden, wie du dich in der Zukunft fühlen könntest, FALLS die gleiche Angst noch immer vorhanden wäre. Das Sorgen scheint ohne Ende zu sein, weil du die Ursache nicht herausfinden kannst. Du beginnst über seltsame, abstruse Möglichkeiten nachzudenken wie Tumoren, Krebs, Drüsen und Aneurismen. An diesem Punkt fühlst du dein Leben und deine Gesundheit bedroht!

Diese Bedrohung aktiviert eine andere Körperfunktion, die das Sorgen für dich übernimmt – das sympathische Nervensystem (SNS) das für dein Überleben verantwortlich ist. Das ist die GROSSE KANONE! Sie aktiviert den Herzschlag, erhöht den Blutdruck, vergrößert die Pupillen, erweitert die Luftröhre und die Bronchien für das Atmen, wandelt gespeichertes Glykogen (Stärke) in Glukose (Zucker) um, hemmt die Verdauung und die Bewegung im Verdauungstrakt sowie die Kontraktion der Blase und des Verdauungstrakts. Kurz gesagt, sie bereitet dich darauf vor zu RENNEN! Durch diese Flucht/Kampf Reaktion knallt sie dir eine jähe und intensive Angst rein, die so stark ist, dass deine sofortige Reaktion ist, zu rennen und/oder dich zu verstecken. Aber das kannst du nicht! Du weißt nicht warum und wohin du rennen sollst! Das ist der innere Widerspruch in der Panik.

Das SNS wird nicht bewusst von dir kontrolliert. Es wird von deinen Gedanken und Überzeugungen beeinflusst, aber es ist unabhängig von deiner Kontrolle. Es ist Teil deines intuitiven Gehirns. Das ist verwirrend, denn in der Vergangenheit hatten deine Angstgefühle erkennbare Umstände und Ursachen. Du konntest sie vermeiden oder ändern.

Panik bedeutet wirklich, dass sich dein SNS jetzt um dein „Sorgen“ kümmert. Du kannst es nicht stoppen. Wenn es sich erst einmal eingeschaltet hat, hast du keine bewusste Kontrolle darüber. An diesem Punkt bewirkt der Versuch Kontrolle auszuüben nur, dass es länger dauert. Im Gegenteil, der Versuch es NICHT zu stoppen, lässt es stoppen. Das ist, wie ich glaube, der Ausweg.

Es ist wichtig zu betonen, dass dies jedem, zu jeder Zeit passieren kann. Es hängt nicht davon ab, wie schwach oder sensibel der Einzelne ist. Ich habe Emails von Militärangehörigen, Feuerwehrleuten, Politikern und Sportlern, die alle verwirrt davon sind, warum sie diese Panikgefühle haben. Sie machen weiter damit die Panik und damit ihr eigenes SNS zu bekämpfen.

Das SNS ist dein Schutz und es sichert dein Überleben, auch wenn es für den heutigen Stress übertrieben reagiert. Wenn du dein Sorgen steigerst und alle Gedanken und alle Energie (Stress) auf die unbekannte Ursache richtest, muss das SNS die Sache übernehmen. Extremer Stress erzeugt zuerst eine körperliche Reaktion, die dann zu einer extremen Unruhe (Anspannung) führt. Diese löst, wenn du dich von ihr bedroht fühlst, die Reaktion des SNS aus. Das ist seine Aufgabe, die sich über Millionen von Jahren entwickelt hat – LANGE vor der industriellen Revolution, der Geschwindigkeit der modernen Zeit und den Handys. Ein höherer Grad an Anspannung löst automatisch den Überlebensmechanismus des SNS aus. Das ist Natur! So soll dein Körper reagieren, als Antwort auf deine Angst.

Das SNS muss mit einem konstanten Nachschub an Anspannung/Angst versorgt werden um alarmiert und aktiv zu bleiben. Die Angst vor der Panik wird die Hauptursache für die Reaktion des SNS – ganz sicher ein Kreislauf. Indem du die Panik laufen lässt ohne sie zu verhindern, zeigst du deinem SNS und deinem instinktiven Gehirn, dass es sich keine Sorgen machen muss, dass es nicht gebraucht wird und dass die Panik, die es für dich produziert hat um dich zu „retten“ unangemessen für die momentane Situation ist. Es gibt wirklich KEIN drohendes Unheil. Wenn du dem was du fürchtest (der Panik) absolut bereitwillig gegenüber trittst, stoppt der SNS Prozess und die Panik hört auf.

So einfach ist das! Und aus diesem Grund musst du absolut ruhig bleiben und den entgegen gesetzten Weg nehmen, wenn Panik aufkommt. Nicht weg von der Panik, sondern darauf zu – erlaube ihr dich „umzubringen.“ Du hast KEINE Kontrolle über sie. Das ganze Analysieren und Wegwünschen der Angstgefühle kann nicht funktionieren. Es wird in Wirklichkeit das Gegenteil bewirken. Die Panik ist der Überlebensmechanismus deines Körpers. Aber wenn sie am falschen Ort zur falschen Zeit auftritt, hast du Mittel und Wege ihr zu zeigen, dass sie nicht gebraucht wird und kannst sie tatsächlich abschalten.

ERGÄNZENDE INFORMATION von DAVID DAISH – Autor des Buches ANGST (klick)

Ihr kennt das alle, wenn man in einen zunehmenden Angstzustand gerät füttert er sich selbst und eskaliert – das wird die emotionale Kaskade genannt – dann türmt sich Angst auf Angst und Panik ist die Folge. Was mich an dieser Entwicklung am meisten nervt ist, dass ich mich oft absolut machtlos fühle sie zu stoppen, obwohl ich WEISS was vor sich geht. Sie scheint ein Eigenleben zu führen und man wird von ihr mitgerissen. Sie lässt überhaupt nicht mit sich reden.

Dann las ich etwas, das mir zu denken gab. Es stand in Aine Tubridy’s Buch, When Panik Attacks.Sie spricht über PTSS (Post Traumatisches Stress-Syndrom) und ich erkannte, dass das worüber sie schrieb den Schlüssel für das Verständnis normaler Furcht und Angst enthielt. Für sie ist die primitive Angstreaktion, die Grundlage aller Panik:

„Ihr Zweck ist nicht nur, dass du Schutz suchst, sondern sie wird bestehen bleiben bis sicher ist, dass die Gefahr vorüber ist und du keiner ähnlichen Bedrohung ausgesetzt wirst, bevor du dich vollständig erholt hast. Bist du erst mal außer Gefahr, verschiebt sich der Fokus auf das Risiko eines zukünftigen Ereignisses. Dein innerer Leibwächter möchte erreichen, dass du jetzt noch nicht zu selbstgefällig und entspannt wirst, um sicherzustellen, dass du in Alarmbereitschaft bleibst, falls die Gefahr unerwartet wieder auftreten sollte – der Alarm wird erst aufhören, wenn dein primitives Gehirn absolut überzeugt ist, dass du nicht mehr in Gefahr bist und dass geeignete Schutzmaßnahmen für die Zukunft getroffen wurden.”

Was sie hier sagt ist, dass du deinem „primitiven“ Gehirn BEWEISEN musst, dass die Gefahr nicht länger existiert. NUR DANN wird es mit der Angst aufhören.

Wie beweist du das? Darum geht es bei dem was Jeff hier geschrieben hat und was Dr. Weekes vor ihm sagte. Wie Jeff so oft betont hat, ist Panik die Angst vor der Panik, die Befürchtung (Erwartungsangst), die du in Bezug auf sie hast. Dein primitives Gehirn fühlt deine ständigen Befürchtungen wegen der Panikgefühle, es erinnert sich an den Horror, den du gefühlt hast als du Panik erlebt hast und es will nicht, dass du da noch mal durchgehen musst. Es möchte dich davor bewahren und so hält es dich in Alarmbereitschaft – SOLANGE DU DIE PANIK FÜRCHTEST.

Du hörst nicht auf dir selbst zu sagen, dass man Panik absolut fürchten muss und dass all die vielen Gefühle, Gedanken und Erfahrungen von Angst und Panik um jeden Preis vermieden werden müssen. Du tust absolut alles um sie zu vermeiden. Diese Haltung verstärkt die Vorstellung, dass Panik und Angst gefährlich sind und deshalb muss dich dein primitives Gehirn in Alarmbereitschaft halten, damit du wachsam lauern kannst ob Angst auftritt.

Die besondere Ironie von all dem ist offensichtlich: Die Angstgefühle selbst werden für die Gefahr gehalten. Die Schutzreaktion deines primitiven Gehirns IST die Gefahr, wegen der du es in Alarmbereitschaft hältst!

Wir wissen das. Wir können das bis in alle Ewigkeit erörtern. Wir können den Teufelskreis absolut verstehen und dennoch weiterhin von Angst und Panik gequält werden.

Das bringt uns zurück zu dem Punkt, wie wir unserem primitiven Gehirn beweisen können, dass KEINE Gefahr besteht. Um das zu tun MUSST du durch die Angst hindurch gehen, und sie erleben, um dir auf der Empfindungsebene zu beweisen, dass sie wirklich keine Gefahr für dein Überleben darstellt. Mehr noch, und das ist die Grundlage von dem was Jeff sagt, du musst die Angst ausdrücklich auffordern zu kommen – verlangen dass sie so schlimm wie möglich wird…..und es auch so meinen. Nur dann wird dein primitives Gehirn aufgeben.

Diese Ebene deines Gehirns kann nicht unterscheiden zwischen tatsächlichen und empfundenen Gefahren. Es weiß dass dir etwas Angst gemacht hat. Es erinnert sich daran, was du erlebt hast. Es weiß dass du immer noch Angst hast und es muss in Alarmbereitschaft bleiben, weil du ihm weiterhin vermittelst, dass du in Gefahr bist. Es hört nicht auf all die schrecklichen Erfahrungen, die du durch die Panik gemacht hast immer wieder abzuspielen und es reagiert genauso als ob du ein äußeres Trauma erlebt hättest.

In meinem eigenen Fall, steht meine Angst vor Panik im Bezug zu meinen Hauptphobien – Gesundheitsphobie und Emetophobie, der Angst vor dem Erbrechen. Ich entwickelte eine intensive Angst vor der Panik, denn wenn sie kam, fühlte ich mich als ob ich mich übergeben müsste. Ich musste mich nie übergeben, aber die Angst, dass es geschehen könnte blieb. Voller Angst vor der Krankheit, werde ich gequält von dem Gedanken, was ich vielleicht körperlich werde durchmachen müssen. Das kann alles Mögliche sein, oft etwas sehr triviales, wie sich sehr müde fühlen oder Kopfschmerzen haben. Die „schrecklichen“ Tage, die ich zu Beginn erwähnte, sind üblicherweise das Resultat der eskalierenden Angst, dass ich an irgendetwas erkranke – etwas, das sehr gefährlich sein wird.

Der andere Aspekt des Ganzen ist Sensibilisierung. Die prompte Antwort unseres Nervensystems durch das wiederholte Abfeuern der Angstreaktion. Dadurch kommt die Angst zu schnell und zu intensiv. Das ist der erhöhte Alarmzustand, den Dr. Tubridy meint, die intensive negative Erwartungshaltung bezüglich dessen, was als Nächstes passieren könnte. Dieser Zustand wird von selbst nachlassen, WENN du einmal damit angefangen hast deine Ängste aufzulösen, wenn du beginnst deinem primitiven Gehirn zu beweisen, dass es keine Gefahren GIBT.

Praktisch sah das für mich so aus, dass ich meine Ängste aktivierte und mich mit ihnen konfrontierte. Ich ermunterte sie, all die katastrophalen Dinge wahr werden zu lassen, die ich angeblich würde durchmachen müssen. Ich stand auf mit Kopfschmerzen, die allmählich schlimmer wurden. Ich hatte keinen Appetit. Ich fing an zu schnell zu atmen und wie immer begann das Adrenalin zu fließen. Am späten Abend war die Zahl der „Was wenn“ jenseits von Gut und Böse. Mir war übel.

Was tat ich. Ich zwang mich zu essen! Ich dachte, „OK, du sagst, dass ich mich übergeben muss, na gut, ich WERDE diese Mahlzeit essen, also mach was du willst!!“

Die Übelkeit verschwand. Ich hatte meinem primitiven Gehirn erfolgreich bewiesen, dass es keine GEFAHR gab. Und das tat ich indem ich direkt in die Angst hineinging.

Du kannst das Gleiche mit JEDER Angst machen – lass wirklich das Schlimmste geschehen. Und genau das wird nicht passieren!

Ich habe hier so viele Beiträge gelesen von Leuten, die in Furcht leben vor der speziellen Art und Weise wie sich die Angst in ihrem Leben manifestiert, sei es Panik, Angst, Phobie oder was auch immer. Für die, die sich ihren Ängsten nie gestellt haben, ist vielleicht allein die Vorstellung es zu tun unmöglich. Andere, die es getan haben werden sich oft fragen, „OK, ich habe es getan, ich habe mich der Angst gestellt, aber warum kommt sie immer noch?“ Ich habe es genauso gemacht. Man versucht den Grund herauszufinden.

Aber indem du das tust, analysierst du sie wieder um sie zu vermeiden. Du behandelst sie wieder als Bedrohung. Dein primitives Gehirn war so lange in Alarmbereitschaft, wie Dr. Tubridy sagt, es möchte nicht, dass du zu schnell entspannt und selbstgefällig wirst – für alle Fälle. Wenn es mitbekommt, dass du das wieder Auftreten deiner Angst mit Misstrauen beobachtest, denkt es, dass die Gefahr noch nicht ganz vorbei ist.

Also bleibt es im angespannten Zustand. Aber wenn du dich der Angst immer wieder stellst, mit der völligen Akzeptanz von der Claire Weekes spricht, dann gibt es auf.

Um dieses Aufgeben zu beschleunigen, dafür wirkt das aktive Herangehen an die Furcht, der wirkliche Versuch die Empfindungen schlimmer zu machen, all das was Jeff hier erklärt hat, Wunder.

Ich denke das zeigt, warum alles so lange dauern kann, warum wir so schnell den Mut verlieren, wenn die Angst nicht sofort verschwindet. Warum wir unglücklicherweise den Weg wählen uns auf Medikamente zu verlassen um die Angst auszuschalten.

Die Antwort ist so einfach, aber es braucht Mut und Ausdauer. Wir alle haben diese Eigenschaften. Ich glaube es gibt niemanden, der das nicht kann.