Die Kontrolle verlieren
Wenn wir Angst vor Panikattacken haben, wünschen wir uns verzweifelt die Kontrolle zu behalten. Viele Leute sagen, „Ich fühle mich, als ob ich die Kontrolle verlieren würde!” Und der Leidende sucht tief im Inneren nach einer Möglichkeit, diese angstvollen Gefühle zu stoppen und macht sich gleichzeitig Sorgen, wann die nächste Panik kommen wird. Aber schauen wir uns „unter Kontrolle” genau an.
Ich möchte behaupten, dass wir nie die bewusste Kontrolle haben und, dass es vergebliche Mühe ist, wenn wir versuchen, sie zu erreichen. Welche „Kontrolle” haben wir genau genommen auf der autonomen und unterbewussten Ebene – Nervensystem, Atmung, Herzschlag, Schlucken, Blinzeln etc. In dem Moment, wo wir versuchen eine BEWUSSTE Kontrolle über unsere autonomen Systeme auszuüben, bekommen wir Probleme. Wenn ich mir Sorgen mache, weil ich nicht schlucken kann (wegen Mundtrockenheit, oder weil mir das Essen im Hals stecken geblieben ist) und dann angestrengt versuche, das BEWUSST zu kontrollieren, kannst du wetten, dass ich das Gefühl bekomme, NICHT SCHLUCKEN ZU KÖNNEN und die daraus entstehende Angst und Fokussierung wird das Schlucken noch mehr behindern. Dadurch wird alles äußerst schwierig und die unterbewusste Kontrolle wird total verwirrt und verdreht. Warum? Weil wir versuchen BEWUSST eine Funktion zu kontrollieren, die wunderbar funktioniert, wenn wir sie unserem autonomen Nervensystem überlassen.
Bei der Angst, die wir während einer Panikattacke haben ist es ähnlich. Angst wird von unserem Nervensystem erzeugt und ist eine automatische körperliche Reaktion. Der Versuch Kontrolle über die Angst zu bekommen erzeugt Spannung und noch mehr Bedürfnis nach bewusster Kontrolle. Wenn wir mit dem Versuch aufhören unsere Angst zu kontrollieren, und auch das Sorgen und Ärgern über sie sein lassen, verlieren wir überhaupt nichts…..weder Gesundheit, noch Bewusstsein, noch Identität. Wir bekommen nicht einmal Gedächtnisschwund. Es gibt keine Kontrolle, die man verlieren könnte. Im Grunde waren die alten Gefühle, das alte „Du” bevor die Panikattacken begannen, ein Geisteszustand in dem du nicht versucht hast deine Ängste zu kontrollieren, weil du die überwältigende Angst, die eine Panikattacke auslöst noch nicht kanntest. Der Punkt ist, dass Angst eine natürliche Antwort ist auf das, was du deinem Nervensystem mitteilst. Es reagiert automatisch. Du kannst nichts tun als es geschehen lassen oder es mit Medikamenten wegdrücken.
„Unter Kontrolle” ist eine unrealistische Erwartung, die Panikattacken fördert. Der Wunsch nach einer solchen Kontrolle wird die Basis für eine Abwehrhaltung, die sehr oft die Panik auslöst. „Wenn ich diese verdammte Angst nur kontrollieren könnte, dann würde es mir besser gehen!” Aber dieser Wunsch ist unrealistisch und wird sich nicht erfüllen, bis der Leidende alle Hoffnung auf bewusste Kontrolle aufgibt, dadurch sein Nervensystem beruhigt und so ein Gefühl von „Kontrolle” zurückerlangt.